Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wächst auch die Zahl der Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI). Diese Entwicklung stellt nicht nur das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, sondern beeinträchtigt auch die Lebensqualität älterer Menschen. Omega-3-Fettsäuren werden seit Langem mit entzündungshemmenden und nervenschützenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Dennoch kamen viele Studien zu uneinheitlichen Ergebnissen. Die vorliegende Übersichtsarbeit hatte daher das Ziel, den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die geistige Leistungsfähigkeit systematisch zu bewerten und mögliche Implikationen für Prävention und Therapie abzuleiten.
Methoden
Die Autoren führten eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse durch, die den PRISMA-Richtlinien folgte und im PROSPERO-Register hinterlegt war. Eingeschlossen wurden systematische Übersichten aus den Jahren 2014 bis 2024, die ausschließlich Studien zur Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren untersuchten und kognitive Veränderungen anhand des Mini-Mental-State-Examination-Tests (MMSE) erfassten. Insgesamt flossen Daten aus neun systematischen Reviews mit 14 randomisierten kontrollierten Studien ein. Die Analyse umfasste 26.881 Teilnehmende im Alter von 40 Jahren und älter. Zur Bewertung der methodischen Qualität wurde das AMSTAR-2-Instrument verwendet, statistische Berechnungen erfolgten unter anderem mit Hedges’ Effektstärken.
Ergebnisse
Die gepoolte Analyse zeigte einen statistisch signifikanten, aber eher moderaten positiven Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die MMSE-Werte (Effektstärke 0,16; 95 % CI: 0,01-0,32). Die Heterogenität zwischen den Studien war moderat, Publikationsbias konnten nicht festgestellt werden. Interessanterweise zeigten sich weder eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung noch ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Supplementierung und den kognitiven Ergebnissen. Dies deutete darauf hin, dass es möglicherweise einen Schwellenwert für die Wirksamkeit gibt, der nicht linear von Menge oder Einnahmedauer abhängt.
Fazit
Die Ergebnisse sprachen dafür, dass Omega-3-Fettsäuren einen ergänzenden Beitrag zur Förderung der kognitiven Gesundheit leisten können – insbesondere in Kombination mit bewährten Lebensstilfaktoren wie ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, ausreichendem Schlaf und kognitivem Training. Auch wenn die positiven Effekte eher moderat ausfielen, waren sie über mehrere Studien hinweg konsistent. Für eine stärkere wissenschaftliche Grundlage und konkrete klinische Empfehlungen sind jedoch weitere hochwertige Studien erforderlich.
Barros MI, Brandão T, Irving SC, Alves P, Gomes F, Correia M.
Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids and Cognitive Decline in Adults with Non-Dementia or Mild Cognitive Impairment: An Overview of Systematic Reviews.
Nutrients. 2025 Sep;17(18):3002

