Menschen mit Übergewicht, die von einer Multiplen Sklerose betroffen sind, müssen sich offenbar auf einen ungünstigeren Verlauf der Erkrankung einstellen, sodass es schneller zu körperlichen Behinderungen kommen kann.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, bei der die Daten von 1.066 Patienten einer Multiplen Sklerose über 22 Behandlungszentren hierzulande erfasst und ausgewertet wurden. Sie beinhalten gesundheitliche Parameter, die seit Erkrankungsbeginn zu den einzelnen Patienten gesammelt wurden. Bei einer Multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems, die fortschreitende körperliche Beeinträchtigungen hervorruft. 15 % der Patienten waren zu Beginn ihrer Erkrankung adipös beziehungsweise übergewichtig. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt ein durchschnittliches Alter von 33 Jahren und unterlagen noch keinen erheblichen körperlichen Behinderungen.
Mit Fortschreiten der Erkrankung zeigte sich bei den übergewichtigen Patienten ein schlechterer Verlauf, denn bereits nach einem Jahr machten sich bei ihnen zunächst kleinste Behinderungen bemerkbar, während dieser Zustand bei den normalgewichtigen Patienten erst etwa ein halbes Jahr später eintrat. Nach sechs Jahren litten doppelt so viele übergewichtige Patienten wie normalgewichtige Patienten an fortgeschrittenen Beeinträchtigungen.
Die Studienverantwortlichen gehen davon aus, dass grundsätzlich bei Menschen mit Übergewicht in den mittleren Lebensjahren ein erhöhtes Risiko besteht, eine Demenz durch einen Verlust der grauen Hirnsubstanz zu entwickeln. Die Abnahme der Gehirnsubstanz würde bei Adipositas-Betroffenen dadurch hervorgerufen werden, dass bei ihnen der Stoffwechsel auf vielfältige Weise entgleist und chronische Entzündungen ausgelöst werden. Diese gestörten Abläufe könnten auch für einen schlechteren Krankheitsverlauf bei MS verantwortlich sein.
Lutfullin, I. et al.
Association of obesity with disease outcome in multiple sclerosis
J Neurol Neurosurg Psychiatry
11/2022